Punta Baretti / Mont Brouillard (Versuch)
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Auf dem Miage-Gletscher |
Das Couloir zur Punta Baretti |
Diesmal ist es nicht ganz so warm, und wir gehen wir auch früher los: um halb vier. Das Couloir ist nicht sonderlich steil, etwa 40°. Es ist allerdings von einer tiefen Rinne durchzogen, die wie eine Bobbahn ausgefräst ist. Ein Stück lang lässt es sich nicht vermeiden, in dieser Rinne aufzusteigen - das ist eine etwas mulmige Umgebung. Weiter oben verlassen wir die Rinne nach links und steigen ziemlich loses Schottergelände hoch. Weiter oben wird es steiler, aber der Fels wird nicht gerade besser. Die Aussicht, dass wir uns die nächsten 900 Höhenmeter durch so einen Brösel-IIer kämpfen müssen, gefällt uns nicht - wir müssten das schließlich auch alles wieder absteigen. Ende der Erkundung, wieder runter zum Zelt. Wir steigen noch bis zum Auto ab
Ende der Aktion: 2970 m |
Abstieg in der "Bobbahn" |
Der Nachmittag ist hauptsächlich mit der Suche nach einer Einkaufsmöglichkeit für Lebensmittel ausgefüllt. Hotels und Restaurants gibt es zur Genüge - aber wo die Leute einkaufen, wird uns wohl ewig ein Rätsel bleiben. Immerhin finden wir einen kleinen Supermarkt in Courmayeur.
Am Samstagmorgen fahren wir mit einer der ersten Seilbahnen zum Rifugio Torino, wo wir um neun Uhr losgehen. Das Wetter ist immer noch prächtig, nur der Wind von Norden her ist recht kräftig. Ohne größere Schwierigkeiten sind wir um zwölf am Wandfuß und stehen wie immer vor dem Rätsel, wie es da wohl hoch geht.
Heute haben wir allerdings die Kletterschuhe dabei, und ohne Rucksack ist das Ganze auch leichter, wenn auch die Kletterei an sich nicht einfach ist. Das erste Stück geht es ohne Fixseile in ziemlich luftiger Umgebung aufwärts. Bald stehen wir unter den riesigen, sehr eindrucksvollen Burgener-Platten; hier steilt es sich auf. Ab hier sind Fixseile verlegt. Das sind fast armdicke Hanf-Taue, an denen man sich mit mehr oder weniger Kraftaufwand hochziehen kann.
An den 45 m hohen Burgener-Platten gibt es wenigstens noch einige Risse, so dass man die Seile hier nur zur Sicherheit mitbenutzt. Weiter oben wird es aber noch eine Kleinigkeit steiler, und mit Tritten und Griffen war man hier äußerst sparsam. Auch nach der senkrechten Stelle geht es ähnlich weiter, immer ganz deutlich jenseits meiner felstechnischen Fähigkeiten. Durch die Fixseile kann man fehlendes Können zumindest durch erhöhten Kraftaufwand ausgleichen. Kurz vor dem Vorgipfel sind die Fixseile zu Ende, es geht sehr luftig und ziemlich schwierig auf den Felskopf des Südwest-Gipfels. Von dort seilen wir in die Scharte zwischen den Gipfeln ab, und ein Fixseil führt auf den Hauptgipfel. Nach 2 1/4 Stunden sind wir oben.
Da wir noch eine gewisse Hoffnung haben, vielleicht noch die letzte Seilbahn talwärts zu erwischen, bleibt uns nicht viel Zeit zum Schauen. Abgesehen vom natürlich einzigartigen Tiefblick ist uns die Aussicht auf die umliegenden Gipfel auch nicht allzu neu, so machen wir uns schnell auf den Weg nach unten.
Über die Abseilpiste in der Südwand sind wir in einer knappen Stunde wieder am Wandfuß. Der Abstieg runter zum Glacier du Géant braucht danach noch eine ganze Menge Zeit, denn das ist zwar einfaches, aber trotzdem recht steiles Gelände. So wird es nichts mehr aus der Seilbahn, das wird uns schnell klar. Also übernachten wir in der Hütte.
Zurück am Rifugio Torino um kurz vor sechs; wir bekommen noch Übernachtungsplätze, aber viele freie Plätze gibt es nicht mehr. Am Dent du Géant waren nicht viele Leute unterwegs gewesen, mit uns vielleicht acht oder zehn, und auch der Rochefort-Grat war eher wenig besucht; die meisten Hüttengäste werden vermutlich gemäßigtere Touren angehen.
Gemütlich stehen wir erst spät auf und nehmen die erste Seilbahn nach Entrèves. Für den Heimweg können wir uns den ganzen Tag Zeit lassen.
Über diese beiden Berge findet man kaum Informationen. Obwohl sie in allen Viertausenderlisten stehen, sind sie im Rother-Führer (s.u.) nicht mal namentlich erwähnt. Auch in den neueren französischen Führern sucht man beide Berge vergeblich. Nach langer Suche habe ich in einer Bibliothek den schon lange vergriffenen Guide Vallot von 1978 gefunden. Da er selbst antiquarisch kaum zu beschaffen zu sein scheint, gebe ich hier die Routenbeschreibung ins Deutsche übersetzt an.
306 Punta Baretti (4013 m) SüdwestseiteVom italienischen Miage-Gletscher erhebt man sich über den linken Rand des Couloirs, das sein Ende am Punkt 2399 m findet. Sich durch das Couloir erheben (Steinschlaggefahr) über mehr als 600 m, bis es ein sekundäres Couloir trifft, das von Norden kommt. Die Rippe zwischen den beiden gewinnen und aufsteigen bis zu einer ausgedehnten Zone schräger, zerborstener Felsen.
Über eine Felsrippe und dann durch ein Couloir den unteren Rand des großen charakteristischen Schneefelds der Südwestflanke wieder treffen, indem man über Platten quert. Über das Schneefeld und zerborstene Felsen zum Südgrat aufsteigen, den man bei 3900 m trifft. Diesem bis zum Gipfel folgen. Skizze 29.
303 Mont Brouillard Südgrat
PD aber lang und langweilig
Von der Pointe Baretti (4013 m) dem gezackten Grat folgen, die Hindernisse umgehend, bis zum Gipfel (45 min - 1 h). Skizze 29.
Wir wollten über R.306 auf die Punta Baretti und dann die R. 303 zum Mont Brouillard gehen, und dann das Ganze wieder zurück. Die extrem schlechte Felsqualität (bei recht ordentlicher Steilheit) hat uns auf R. 306 nicht überzeugt, denn die Rippe zwischen den Couloirs besteht fast nur aus losem Schotter. Vielleicht hat in den 25 Jahren aber auch eine gewisse Umgestaltung stattgefunden, so dass die Route möglicherweise gar nicht mehr in der Form existiert. Das nächste Mal werden wir die beiden Berge höchstwahrscheinlich aber vom Rifugio Monzino aus versuchen.
P.S.: Das Couloir von R. 306 ist das letzte vor dem Glacier du Mont Blanc. (Es gibt zwei verschiedene P. 2399 auf der Karte - der erwähnte ist der Westlichere.)
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Letzte Änderung am Samstag, 12. Juli 2003 durch Hartmut Bielefeldt