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Besteigungsgeschichte des Mount Everest (Chomolungma)

Es gibt viele Bücher und auch Internetseiten, in denen die Besteigungsgeschichte des Mount Everest detailliert beschrieben ist. Wir möchten uns hier auf einige wichtige Punkte beschränken, insbesondere liegt der Schwerpunkt dieser Aufzählung auf der Nordseite.

Die Entdeckung des höchsten Berges der Welt

Die intensive Vermessung der Gipfel des Himalaya durch britische Vermessungstrupps zwischen 1847 und 1854 war keine einfache Aufgabe, denn Nepal war für Ausländer gesperrt. Die hohen Berge wurden über Entfernungen von teils über 200 km angepeilt. Im Jahr 1856 stand als Ergebnis fest, dass Gipfel XV mit 29002 Fuß der höchste Berg der Welt sein musste. In Unkenntnis der lokalen Namen hat sich der Vorschlag des Surveyor General Andrew Waugh, den Berg nach seinem Amtsvorgänger George Everest zu benennen, durchgesetzt. So heißt er bis heute Mount Everest, obwohl der Berg sogar zwei einheimische Namen hat - Chomolungma auf tibetisch, Sagarmatha auf nepalisch.

Die Präzision der damaligen Vermessungen ist in Anbetracht der Mittel des 19. Jahrhunderts ganz erstaunlich - die 1856 ermittelte Höhe weicht nur um 10 Meter von der external linkletzten Neuvermessung mit 8850 m ab. Übrigens geistern bis Mitte der Dreißiger Jahre Spekulationen über Berge höher als der Everest herum. Kandidaten dafür waren der Nyenchentangla, der sich später als nur 7162 m hoch erweisen sollte, und auch der Minya Konka (7556 m). An letzterem haben wir uns auch schon mal versucht, siehe Minya Konka 2001.

1921-1924

Um die Jahrhundertwende entstehen die ersten genaueren Fotografien vom Mount Everest. Erst in den zwanziger Jahren erreicht eine erste Expedition das Gebiet. Die Erkundung von 1921 kann zumindest einen gangbaren Weg zum Nordgrat finden und die bis dahin unklare Topographie klären. Die britische Expedition 1922 scheitert an Schlechtwetter, erreicht eine Höhe von 27300 Fuß (8320 m).
Während der legendären Expedition von 1924 erreichen Norton und Somervell ohne zusätzlichen Sauerstoff eine Höhe von 8565 m. Mallory und Irvine, die mit Flaschensauerstoff unterwegs sind, verschwinden fünf Tage später bei ihren Gipfelversuch. Bis heute ist nicht geklärt, ob sie den Gipfel erreicht haben.

1933

Weitere britische Expeditionen sind in den Dreißiger Jahren am Berg unterwegs. Das außerordentlich schlechte Wetter verhindert einen Gipfelaufstieg. Frank Smythe erreicht dieselbe Höhe wie Norton 1924.

1951-1959

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Tibet für westliche Besucher nicht mehr erreichbar. Nach einer - wiederum britischen - Erkundungsexpedition 1951 macht sich 1952 eine Schweizer Expedition auf den Weg über den Khumbu-Eisbruch und kommt bis auf 300 Meter unter den Gipfel. Die britische Expedition von 1953 kann endlich den Erfolg verbuchen - Edmund Hillary und Tenzing Norgay erreichen am 29. Mai 1953 den Gipfel. Drei Jahre später realisiert eine Schweizer Expedition die zweite Besteigung.

1960-

1960 versucht eine gigantische chinesische Expedition mit über 200 Mitgliedern die Besteigung über die Nordroute. Drei Teilnehmer erreichen den Gipfel mitten in der Nacht. Wegen fehlender Beweise und der stark ideologisch geprägten Berichte lange angezweifelt, ist diese Besteigung mittlerweile allgemein akzeptiert.

1963 bezwingen die Amerikaner Unsoeld und Hornbein die dritte Route, den Westgrat. Dabei findet auch die erste Überschreitung des Gipfels (zum Südgrat hin) statt.

1975 ist wieder eine chinesische Expedition auf der Nordseite unterwegs. Sie stellt auf dem Gipfel das berühmte Dreibein auf, das zur Vermessung dient. Die Tibeterin Phantog erreicht als zweite Frau den Gipfel, nur elf Tage nach der Japanerin Junko Tabei, die über die Südroute aufgestiegen war. Die chinesische Expedition 1975 stellt auch die Leiter am Second Step auf.

1978 beweisen Reinhold Messner und Peter Habeler, dass der Gipfel auch ohne künstlichen Sauerstoff erreicht werden kann. Sehr viel weniger bekannt ist übrigens, dass bereits im Herbst desselben Jahres Hans Engl als erster Deutscher ohne zusätzlichen Sauerstoff auf dem Gipfel stand.

1983 ersteigt eine amerikanische Expedition die riesige Ostwand.

Seitdem wurde der Berg auf über einem Dutzend Routen bestiegen. Die Besteigerzahlen auf diesen oft exotischen und sehr schweren und/oder gefährlichen Routen sind aber marginal im Vergleich zu den Normalwegen.

In den 90er Jahren entwickelte sich eine Art Massentourismus auf den beiden Hauptrouten. Um sich von der Masse abzuheben, glaubten (und glauben) viele, Rekorde aufstellen zu müssen. Es gab Ski- und Snowboard-Abfahrten vom Gipfel, und vieles mehr. Der jüngste Besteiger wurde immer jünger, der älteste Besteiger immer älter. Es schien so, als könnte jeder - gibt er nur genügend Geld aus - den Gipfel erreichen. Als Kriterium schien genügen, einen Viertausender bestiegen zu haben. Und wenn nicht, dann wenigstens einen Fünftausender schon mal gesehen haben... Diese Besteigungen haben keinerlei alpinistische Motivation - für viele ist der Mount Everest zur Messlatte der eigenen Eitelkeit degradiert. Schade, denn die einzigartige Höhe gibt dem Berg auch bergsteigerisch eine interessante Note. Es sollte doch genügen, wenn nur diejenigen hinfahren, die sich für den Berg interessieren.

Dass der Everest-Erfolg für jeden zahlenden Kunden nur eine Illusion war, musste nicht erst das Desaster von 1996 zeigen. Ein Achttausender ist nie ohne Risiko zu besteigen. Bergsteigerische Erfahrung mindert das Risiko, aber es lässt sich nie auf Null reduzieren.

Es wird vermutlich nur eine Frage der Zeit sein, bis der Erste mit Schwimmflossen den Everest besteigt. Ganz einfach, weil es vorher noch niemand getan hat. Wir werden das nicht sein, denn wir möchten - mit etwas Glück - diesen Berg auf möglichst faire Weise besteigen. Was Fairness ist, was vielleicht nicht nötig ist und was wirklich wichtig ist, muss am Ende jeder für sich entscheiden.


2003 - das Jubiläumsjahr
Medienberichte und Fakten?

Anmerkungen zur Berichterstattung aus persönlicher Sicht

Zum 50. Jahrestag erlebt der Mount Everest ein enormes Medieninteresse. Wir haben viele Zeitungsberichte gelesen, Fernsehsendungen gesehen und auch Interviews mit den Berühmtheiten des Mount Everest - Sir Edmund Hillary, Reinhold Messner, Hans Kammerlander und vielen anderen verfolgt. Oft hat uns allerdings eines gefehlt bei den Berichten über die aktuelle Situation am Mount Everest: Die Aktualität. Jahrzehntealte Statements werden unüberprüft kopiert, Klischees ohne ordentliche Recherche zum Faktum gemacht. Wir waren dort, und wir denken, dass wir gut genug hingeschaut haben, um einen gewissen Überblick über die Lage, auch ganz oben am Berg, gewonnen haben. Anders als R.M., der die propagierten Müllhalden am Berg seit 1980 nicht besucht hat. Unsere Antworten zu den Klischees:

Die höchste Müllhalde der Welt
In den 80er und frühen 90er Jahren scheint wirklich jeder obengelassen zu haben, was er nicht mehr gebraucht hat. Am Südsattel ist dadurch eine recht umfangreiche Müllhalde entstanden, hauptsächlich leere Sauerstoffflaschen und kaputte Zelte hat man nicht mehr ins Basislager zurückgebracht. Mittlerweile wird von der nepalischen Regierung ein Pfandgeld verlangt, das einige tausend Dollar beträgt und nur zurückgezahlt wird, wenn der Müll wieder vom Berg gebracht wird. Für die meisten Expeditionen sind ein paar Tausend Dollar (siehe auch unten) nicht einfach Peanuts, und daher versuchen sie sich daran zu halten. Der vorhandene Müll aus früheren Zeiten wurde von diversen Reinigungsexpeditionen nahezu vollständig geborgen. Da auch diese Clean-Up-Aktionen meist von großer Publicity begleitet sind, ergaben sich schon groteske Situationen, dass man sich gegenseitig den Müll geklaut hat - nur um am Ende die bessere Müllquote vorweisen zu können und in der Presse als der erfolgreiche Aufräumer dazustehen.
Auf der Nordroute, auf der wir unterwegs waren, gibt es einige zerstörte Zelte, und es liegen mancherorts einzelne Sauerstoffflaschen herum. In Anbetracht der Größe des Gebietes würde ich hier nicht von einer Müllkippe sprechen - in vielen Stadtparks sieht es weitaus schlechter aus.

Der Berg wird von Pauschaltouristen belagert
Soweit wir uns im ABC auf der Nordseite umgesehen haben, waren praktisch alle Expeditionen bis auf ein oder zwei Ausnahmen vernünftige Bergsteiger. Jeder hilft dem anderen aus, wenn es Probleme gibt, und schließlich haben ja alle das gleiche Ziel. Leute, die noch nie einen Berg gesehen haben, sind krasse Ausnahmen.

Der Everest gilt nur "by fair means"
Diese Diskussion hat sich auf die Frage "mit oder ohne künstlichen Sauerstoff" reduziert. Ein Bonmot am Rande: Die Expedition auf den Shisha Pangma (der niedrigste 8000er) im Jahre 1980 unter der Leitung von Günter Sturm erreichte den Gipfel unter Verwendung künstlichen Sauerstoffs. Künstlicher Sauerstoff ist an den niedrigeren 8000ern aber schon deutlich vorher aus der Mode gewesen, und er ist ja auch nicht nötig. Heutzutage wettert eben dieser Günter Sturm gegen die Besteigung des Mount Everest mit künstlichem Sauerstoff, es sollten nur noch Besteigungen ohne Sauerstoffgerät anerkannt werden.
Reinhold Messner beklagt sich darüber, dass man dem Berg ein "Korsett" anlegt, indem man so viele Fixseile legt. Dennoch sehen wir ihn 1978 zum Südsattel an Fixseilen aufsteigen. Sind Fixseile fair, Sauerstoff nicht?
Die Nordwand des Piz Roseg wurde 1890 noch vor der Erfindung der zwölfzackigen Steigeisen begangen, das bedeutete stundenlanges Stufenschlagen. Eine wegweisende Leistung damals. Sollten daher heute alle Besteigungen mit Steigeisen aberkannt werden?
Was sind diese berühmten "fair means"? Unserer Ansicht nach bedeutet "fair" eine Abwägung zwischen Sicherheit und Eigenständigkeit. Ein wesentlicher Pfeiler der Beurteilung ist, dass jeder offen und ehrlich angibt, mit welchen Mitteln er den Gipfel erreicht hat. Da es im Alpinismus im Gegensatz zu vielen anderen Sportarten keine vorgeschriebenen Regeln gibt, sehen wir keinen Grund, jemanden auszuschließen, solange er die Wahrheit über seine Besteigung erzählt hat. Eine Ächtung von Sauerstoffgerät oder was auch immer führt nur dazu, dass Leute mit Gerät auf den Gipfel gehen, das Gegenteil behaupten und es im anschließenden "Beweisverfahren" viel Ärger gibt. Wenn jeder, frei von Sanktionen, einfach angibt, wie er seine Besteigung durchgeführt hat, und das von allen akzeptiert wird, ist eine konfliktfreie Bewertung erst möglich.
Was sind denn überhaupt "fair means": Muss ich ohne Sauerstoffgerät jedes Fixseil meiden (s.o.), und wie ist das mit den Steigeisen? Wäre das nicht auch ohne gegangen? Dabei sind wir bei den Schuhen, vielleicht wäre es barfuß noch viel fairer. Ganz ohne Ausrüstung und Kleidung? Man kann hier sicherlich grenzenlos diskutieren, und eines ist garantiert: In dieser Richtung wird man niemals eine wirkliche Einigung erzielen, weil in gewissem Sinne jedes Hilfsmittel willkürlich ist.

Die Toten säumen den Weg
In jedem Diavortrag von einem Kammerlander, Messner oder anderer Koryphäen des Bergsports kommen Bilder von Menschen vor, die am Berg gestorben sind und die immer noch dort oben liegen. Das Medieninteresse an diesen Tatsachen ist auf abstoßende Weise enorm. Dem Leser solcher Berichte drängt sich die Vorstellung auf, man müsse am Mount Everest pausenlos über Leichen gehen.
Richtig ist, dass es nunmal unmöglich und auch unsinnig ist, diese Toten von dort herunterzuholen. Dadurch würden sie auch nicht wieder lebendig, und solch eine Bergung würde ein sehr hohes Risiko beinhalten.
Das Leben eines jeden ist endlich. Menschen sterben überall, auf unseren Straßen, in unseren Häusern. Hier werden sei gleich beerdigt, sofort ist der Tod wieder verdrängt. Am Mount Everest gibt es diese Verdrängung nicht. Jeder, der dort aufsteigt, ist gezwungen, sich mit dem Tod zu beschäftigen. Für mich bedeutet das, dass ich heute das tue, was ich für gut und richtig halte, denn morgen kann es zu spät sein. Zu spät, das "eigene Ersparte" (was auch immer das sei) abzuholen, und auch zu spät, sein Verhalten Anderen gegenüber zu ändern.

Selbstverständlich ist jeder, der am Mount Everest sein Leben lassen musste, einer zu viel. Zum Glück aber ist die Zahl derer, die nicht mehr zurückgekommen sind, seit den 70er Jahren deutlich gesunken - obwohl immer mehr Leute den Berg besuchen.


Bei dieser Unternehmung wurden wir unterstützt durch
The North Face Sport Schmidt GmbH Friedrichshafen

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Hartmut Bielefeldt
Sonnhalde 8
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© 2002 Hartmut Bielefeldt

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Letzte Änderung am 12. Juli 2003 durch Hartmut Bielefeldt