Unser Alaska-Reisebericht 2000 ist in zwei Teile aufgeteilt. Teil 1 enthält die eigentliche Berg-Expedition, und Teil 2 enthält unsere darauffolgende Reise durch Alaska. Dasselbe gilt für die dazugehörigen praktischen Hinweise.

Praktische Hinweise für die selbstorganisierte Reise

Teil 1: Besteigung des Denali (Mount Mc.Kinley), Alaska


Der Berg und die Alaska Range

Der Denali (indianisch: "Der Große"), früher Mount McKinley genannt, ist mit 6193 m der höchste Berg der USA und Nordamerikas. Er ist der höchste Punkt der Alaska Range, die praktisch die bogenförmige Verlängerung der Rocky Mountains durch Südalaska hin zur Aleutian Range bildet, an deren Ende wiederum die Inselkette der Aleuten anschließt. Die Alaska Range ist eine wichtige Wetterscheide in Alaska und trennt das eher trockenere Innere vom feuchteren Süden ab.
Alle Fünf- und Sechtausender Nordamerikas liegen in der Alaska Range oder den südöstlich anschließenden Wrangell-St.Elias-Mountains, die teilweise zu Kanada gehören.
Obwohl sie auf dem "Feuergürtel" um den Pazifik liegt, gibt und gab es in der Alaska Range - im Gegensatz zur niedrigeren Aleutian Range - keinen Vulkanismus. Die Bergkette wurde bereits aufgefaltet, bevor der Vulkanismus sich in diesem Gebiet entwickelt hat. Das Magma, das später nach oben vorgestoßen ist, konnte unter der dicken Kruste des bereits vorhandenen Gebirges nicht an die Oberfläche gelangen und ist in den Schloten erkaltet und hat sich teilweise mit dem Sedimentgestein vermischt. Spätere Erosion hat diese einzelnen Schlote freigelegt; daher sieht man in der Alaska Range nur wenige, sehr hohe Berge, die durchwegs aus teilweise sehr solidem Granit bestehen. Das weichere Sedimentgestein um diese Berge herum ist stärker erodiert und bildet niedrigere, weichere Bergformen. Die höchsten Erhebungen (Denali mit 6193 m und Mount Foraker mit 5300 m) stehen als isolierte Einzelberge im Zentrum, daneben wenige 4000er (z.B. Mount Hunter, der auch ein sehr schroffer Granitberg ist). Alle anderen Berge drumherum erreichen nur die 3000 m-Marke. Die beiden hohen Berge werden dadurch praktisch nicht vor Stürmen geschützt; Schlechtwetter kann schnell und sehr intensiv einfallen.

Permit-Vorschriften

Denali und Foraker liegen in der Kernzone des Nationalparks. Für diese beiden Berge ist ein Permit notwendig, das 60 Tage vor dem Beginn der Expedition bei der Ranger-Station in Talkeetna beantragt sein muss. Das Formular gibt's online zum Ausdrucken. Die Gebühr beträgt 150 US$, die für die Ranger Station verwendet werden. (Es sind ja auch Ranger im Medical Camp, die dort nur für die Bergsteier ihren Dienst schieben und von irgendwas bezahlt werden müssen.)

Anreise nach Talkeetna

Allgemeines über die Anreise nach Alaska findet man auf der separaten Info-Seite zu Alaska.
Da Talkeetna nicht direkt am Parks Highway liegt, gibt es nur zwei vernünftige Methoden, dorthin zu kommen:
a) die Bahn, denn die führt durch Talkeetna. Dagegen spricht das ziemlich strenge Gepäcklimit der Bahn und die relativ hohen Preise.
b) ein Shuttle-Service, der einen dorthin fährt. Davon gibt es mehrere; WWW-Links siehe unten. Der Preis von US$ 80 pro Person hin und zurück gilt als recht güstig. Linienbusse gibt es, soweit wir das erfahren konnten, nicht.

Registrierung in der Ranger-Station Talkeetna

Die Ranger-Station liegt am Ende des Ortes. Wer zu Fuß hingeht: Ortseinwärts, am berühmten "Welcome to downtown Talkeetna"-Schild nach links die Haupstraße entlang und da, wo nix mehr Interessantes kommt, nach links. Zuerst wird die Registrierung und Bezahlung abgewickelt (US$ 125 pro Nase, da $25 schon mit der Anmeldung fällig waren; bar oder per Kreditkarte), dann gibt es noch eine Einführung in die Route und die Regeln am Berg. Mittlerweile ist das als Powerpoint-Präsentation auf dem PC implementiert; ein Ranger führt das Ganze vor und gibt - je nach alpiner Erfahrung seiner Kunden - mehr oder weniger eindringliche Ratschläge. Keine Horror-Show mehr, wie früher manchmal berichtet, und eine recht differenzierte Abfertigung der einzelnen Gruppen.

Flug ins Basislager

Das Basislager ist zu Fuß nicht erreichbar. Im Mai könnte man es in ein bis zwei Wochen Fußmarsch zwar erreichen, der Rückweg nach der Schneeschmelze wäre aber extrem aufwendig. Daher fliegt man von Talkeetna aus. Dort gibt es diverse Fluggesellschaften, die Preise variieren aber kaum.
Wir hatten $275 pro Person für Hin- und Rückflug gezahlt, dazu kamen noch Benzin für den Kocher und die Markierungsstangen. Da wir vorher reserviert hatten, konnten wir gleich nach der Registrierung losfliegen. Bei schlechtem Wetter kann es aber auch einige Tage dauern, weil die Bergkette im Sichtflug überquert werden muss. Dann kann sich natürlich eine entsprechende Warteschlange bilden.
Im Basislager muss man der Chefin das Permit (von den Rangern ausgestellt) und die Basislager-Karte (vom Flugunternehmen ausgestellt, mit Eintrag der bezahlten Mengen an Benzin, Markierungsstäben und Schlitten) vorweisen. Daraufhin bekommt man eben dieses.

Benehmen am Berg

Da der Denali jährlich von 1200 Leuten belagert wird, die allermeisten auf der West-Buttress-Route, ist es verständlich, dass die Ranger gewisse Spielregeln aufgestellt haben, nach denen sich im Interesse der Sauberkeit am Berg jeder zu richten hat.
Die wichtigsten führe ich hier kurz auf:

Route und voraussichtlicher Zeitaufwand

Etwa 3/4 der Bergsteiger besteigen den Denali über den technisch einfachsten Weg, die West Buttress (Westpfeiler). Wie lange man auf dem Normalweg unterwegs ist, wird natürlich hauptsächlich durch das Wetter bestimmt. Die Durchschnittszeit einer erfolgreichen Expedition am Denali beträgt nach der Statistik der Ranger-Station Talkeetna 21 Tage, die einer erfolglosen Expedition 17 Tage. Für die West Buttress rechnet man mit 10 bis 24 Tagen; das Hauptproblem am Berg ist das sich schnell ändernde Wetter, das sehr plötzlich große Kälte zusammen mit starken Stürmen bringen kann.
Die einzelnen Etappen:
Um mit der Landkarte kompatibel zu sein, sind die Höhen hier in Fuß (') angegeben. Insgesamt ist alles bis zum Kahiltna Horn außer den 200 Metern an den Fixseilen und vielleicht ein paar Schritten in der Querung zum Denali-Pass reines Gehgelände. Sauberes Steigeisengehen ist natürlich Voraussetzung.
Literatur zu diesem Thema:

Wetter

Als günstigste Zeit gilt Mitte Mai bis Ende Juni. Vorher ist es noch kälter, und später wird das Wetter noch weniger stabil, und der Schnee auf den tiefergelegenen Gletschern wird matschig, so dass die Spaltengefahr dann zu groß ist.
Die Wettervorhersage, die man bei den Rangern im Medical Camp erfahren kann, gehört eher in den Bereich der Sage als sonstwohin. Das Medical Camp liegt höher als alle anderen Berge in 100 km Umkreis (außer dem Mount Foraker); daher kommen Stürme mit voller Wucht an den Berg. Die Wettervorhersage kann zwar vor Schlechtwettergebieten, die gerade im Anzug sind, warnen; eine genaue Wolken- und Niederschlagsprognose ist aber kaum möglich, weil der Berg das Wetter sehr stark lokal beeinflusst. Die stark vergletscherte Umgebung scheint auch oft eine Art Ausfrieren der Feuchtigkeit aus den einfließenden Luftmassen zu bewirken, wodurch sich nebelartige Wolken bilden, die bis 3500 - 4500 m hochreichen.
Die Temperaturen sind auf dem Kahiltna-Gletscher tagsüber mit Sonne angenehm, nachts (soweit Nacht vorhanden ist) -10 bis -15°C. Am Lager 11000' wird es zum ersten Mal deutlich kälter, hier gibt's nachts oft -20°C. Am Medical Camp nachts allgemein -25°C und tagsüber im Schatten nur wenig wärmer. Am High Camp hatten wir nachts regelmäßig -35°C oder tiefer.
Der Wind war während unserer Besteigung eher schwach, nie mehr als 70 km/h. An den exponierten Stellen und mit schwerem Rucksack ist aber auch das schon gefährlich. Am High Camp soll es öfters Stürme mit über hundert Meilen pro Stunde geben; dann muss man natürlich dort abwarten und hat hoffentlich die Schneemauern ums Zelt herum hoch und solide genug gebaut.

Besondere Ausrüstung

Was mir so an Ausrüstungs-Besonderheiten einfällt:

Anhang: Kurze Temperaturübersicht

Die nachfolgende Tabelle enthält eine Übersicht über die tiefsten Temperaturen, die wir während wir unterwegs waren hatten (d.h. es handelt sich nicht um die nächtliche Minimaltemperatur, die liegt darunter), und die am entsprechenden Tag geschätzten maximalen Windgeschwindigkeiten.
DatumEtappemin. Temp. °CWind km/h
16.05.2000Basislager - Ski Hill-1210
17.05.2000Ski Hill - 11000'-1330
18.05.200011000' - Depot - 11000'-1860
19.05.200011000'-1330
20.05.200011000' - Medical Camp - 11000'-1130
21.05.200011000' - Medical Camp-2010
22.05.2000Medical Camp-2510
23.05.2000Medical Camp - High Camp-2120
24.05.2000High Camp-2640
25.05.2000High Camp - Denali - High Camp-3530
26.05.2000High Camp - Medical Camp-2570
27.05.2000Medical Camp - Basislager-180

Anhang: Unsere Zeiten

Base Camp - Ski Hill6 h
Ski Hill - 110005 1/2 h
11000 - Medical Camp4 to 6 h
Medical Camp - High Camp6 1/2 h
High Camp - Denali7 1/2 h
Denali - High Camp2 1/2 h
High Camp - Medical Camp2 h
Medical Camp - Base Camp8 h

Anhang: Umrechnungstabellen

Da die USA als einziges zivilisiertes(?) Land der Welt immer noch an ihrem archaischen Maßsystem festhalten, habe ich anlässlich unserer Denali-Expedition ein paar Umrechnungstabellen aufgestellt. Sie finden sich auf einer gesonderten Seite.

Anhang: Kosten der Unternehmung

Zum Schluß noch eine kurze Kostenaufstellung. Die Angaben sind pro Person.
Betragin DM (US$-Kurs 2.00 DM)
Essen, in Deutschland eingekauftDM 5050
Medikamente, in Deutschland eingekauftDM 3030
Ausrüstung, in Deutschland eingekauftDM 2525
Hochlagernahrung u.a., in Deutschland eingekauftDM 7575
National Park Service, Denali Mountaineering Fee$ 150300
Talkeetna Shuttle$ 80160
Doug Geeting Aviation$ 281.25562.50
Flug FRA-LAS-SEA-ANC-FRADM 15001500
Hostel (3 Übernachtungen)$ 4590
Essenseinkäufe für Expedition, Anchorage$ 2346
Essenseinkäufe Anchorage$ 1530
Landkarten, Postkarten$ 1122
Ausrüstung$ 1326
Restaurant$ 3060
Fahrradmiete Anchorage$ 510
SUMME2986.50
Das waren unsere Ausgaben bis zur Rückkehr nach Anchorage. Die Kosten für die ganze Reise waren natürlich erheblich höher, weil wir noch zwei Wochen durchs Land gereist sind, einen Mietwagen hatten undsoweiter. Mit obigen Kosten dürfte man aber auskommen, wenn man wirklich nur an den Denali will. Wir wären mit den eingekauften Vorräten auch für anderthalb Wochen länger am Berg ausgestattet gewesen; vor dem Abstieg haben wir im Medical Camp eine ganze Menge verschenkt.
Wer aber früher vom Denali kommt, der sollte sicherlich nicht in Anchorage versauern und auf den Rückflug warten - Alaska bietet neben der weitläufigen und oftmals unberührten Landschaft auch eine ganze Menge an Tierwelt, der man auch tatsächlich, mitten in dieser Landschaft, begegnen kann. Da ist noch viel Platz für jeden.

WWW-Links zum Thema

Dass die obigen Unternehmen hier gesondert aufgeführt sind, heißt nicht, dass die anderen schlechter wären. Wir haben diese Unternehmen gewählt, waren zufrieden damit und können sie empfehlen. Mit den anderen haben wir eben keine Erfahrungen gemacht.

Andere Denali-Tourenberichte auf dem Web

(ohne Anspruch auf Vollständigkeit) Die obige Linkliste wird in Zukunft nicht aktualisiert. Neuere Denali-Berichte finden sich dann auf meiner Link-Liste unter "Expeditionen/7 Summits", "Alaska" oder "Persönliche Homepages". Dort wird auch regelmäßig aktualisiert.
Sie können den gesamten Denali/Alaska-Bericht, also beide Tagebuch-Teile und beide Info-Seiten, als Adobe Acrobat PDF-Datei (39 Seiten, 221 kB) laden (allerdings ohne Bilder).
Hartmut Bielefeldt
Sonnhalde 8
D-88699 Frickingen
© 2000 Hartmut Bielefeldt

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Letzte Änderung am 16. Januar 2001 durch Hartmut Bielefeldt