Auch dieses Jahr wollen wir die Ferienzeit nicht mit einer großen Reise verbringen, sondern jeweils ein paar zusammenhängende Tage entweder in den Bergen oder auf Radtour verbringen. Im Wallis waren wir schon länger nicht mehr. Hochtouren sind für ein vierjähriges Kind noch nicht wirklich interessant (und von der Ausrüstung her auch gar nicht möglich), aber es gibt auch interessante Ecken eine Etage tiefer. Wir haben uns eine Dreitagestour vorgenommen. Da Nina bis jetzt nur österreichische Hütten mit eher hotelähnlichem Komfort kennt, soll dabei auch eine Übernachtung in einer "richtigen" Bergunterkunft vorkommen.
Am Nachmittag des Anreisetags haben wir noch Zeit, vom Zeltplatz aus (der liegt praktischerweise genau am Beginn des Wegs) den Kapellenweg nach Saas Fee hoch zu wandern. Nina legt Hin- und Rückweg problemlos zu Fuß zurück und ist damit am Abend auch anständig müde.
Kapellenweg von Saas Grund nach Fee |
Hauswurz am Weg |
Zum Abendessen gibts Ravioli |
Die Dreitagestour beginnt in Mattmark auf 2200 m. Auf der östlichen Seite des Stausees geht es bald ins Ofental hinein. Trotz des neu beschilderten Wegs über die Jazzilücke ins Furggtal trifft man hier nur wenige Leute an. Nina läuft nicht ganz die Hälfte selber, bei 2500 m kommt die Kraxe zum Einsatz. In der Gegend um den Ofentalpass wäre es für Vierjährige auch ziemlich mühsam: viele Schneefelder und dazwischen nur sporadisch ein Weg zu erkennen. Kurz hinter dem Pass steht das Bivacco Antigine auf 2837 m, unser Ziel für heute.
Alpenrosen |
Das Ofental öffnet sich |
Das Biwak ist gefunden |
Nach einer ausführlichen Rast gehen wir das Ofentalhorn an. Das ist eigentlich nur ein kleiner Buckel, im Führer mit EB angegeben. Der Gratrücken dorthin ist aber teils verschneit und teils aus abenteuerlich losen großen Felsplatten aufgeschichtet. Daher nicht wirklich kindergeeignet; Claudia und Nina bleiben am Vorgipfel P. 2945. Die Sicht ist sowieso nicht allzu umfassend, besonders von Italien her sind Quellwolken hochgekommen und hüllen jetzt die meisten Berge ein.
Zurück am Biwak, ist es noch lange nicht Abend. Nina spielt ausdauernd in den kleinen Wasserläufen beim großen Steinmann am Pass, wo wir auch unser Wasser holen. Die Küche bleibt übrigens kalt heute, denn einen Kocher können wir nicht auch noch mitschleppen. Fließend Wasser ist durch die sommerlichen Temperaturen ja garantiert.
Ofentalhorn, vom P. 2945 aus gesehen |
Auf dem Ofentalhorn: Der Grat zum Spechhorn |
Nina spielt ausdauernd mit Steinen und Wasser |
Abendessen |
Wir haben einigermaßen gut geschlafen. Nina war es nachts etwas unheimlich, weil die untere Liege kaum Licht durch die Fenster bekommen hat. Als sich Mama neben ihr auf den Boden dazugesellt hat, war wieder alles in Ordnung - und viel unbequemer als in den durchgelegenen Gitterrosten ist es auf dem Boden auch nicht.
Ein wunderschöner Sommermorgen auf 2837 m |
Über den Pass gehts zurück ins Wallis |
Wir wandern den oberen Teil des Ofentals wieder zurück bis etwa 2500 m; dort zweigt eine italienische GTA-Variante ums Spechhorn herum zum Monte Moro-Pass ab, der wir folgen wollen. Über plattige Felsen und viele Schneefelder geht es 300 Höhenmeter aufwärts zu einem Sattel oberhalb des Galmenhorns, doch damit ist es nicht getan. Ein steiler Schneehang versperrt uns die weitere Querung. Oben oder unten umgehen? Wir versuchen ihn über den Grat nach oben zu vermeiden, was uns nochmal 100 Höhenmeter kostet. Immerhin treffen wir dort einige prächtige Steinböcke an, die von uns kaum Notiz nehmen. Der Abstieg in die Hochebene besteht wieder aus losen, großen Blöcken, geht aber auch mit Kraxe ganz gut.
Die Szenerie ist sehr winterlich: Von einem Weg ist abgesehen von einzelnen Markierungen nichts zu sehen. Die Höhe beibehaltend, queren wir über endlose (und oft weiche) Schneefelder leicht ansteigend, bis wir am Pizzo Mondelli ankommen. Hier machen wir eine längere Pause, während der Claudia und ich jeweils auf den Gipfel steigen.
Der Aufstieg aus dem Tal ist sehr plattig |
Steinböcke am Grat der Spähnhörner |
Sie lassen sich durch uns nicht stören |
Der Weiterweg ist lang und voller Schnee |
Pause, 2870 m |
Links Pizzo Mondelli, rechts Joderhorn |
Kurz vorm Pizzo Mondelli |
Spechhorn (unser Weg kommt von links) |
Am Fuß des Pizzo Mondelli |
Der "Weg" führt in leichter Kraxelei hinunter in den Mondellipass. Neben den gelb-roten italienischen Markierungen gibt es hier auch weiß-blau-weiße Schweizerische. Wir folgen den blau-weißen (da sie auch besser zu sehen sind als die verblichenen rot-gelben Flecken) und landen bald ein Stück weiter unten auf dem Tällibodengletscher, anstatt wie eigentlich vorgesehen im südlichen Mondellipass. Diese fast hundert Höhenmeter dürfen wir nun wieder nach oben stapfen, denn das Plateau des Monte Moro-Passes ist erst bei 2870 m vernünftig zu erreichen.
Eine Viertelstunde Schneestapfen über die weite Passlandschaft, bis wir den eigentlichen Übergang erreichen. An den Felsinselchen ist der Schnee immer besonders hinterhältig tief, denn jetzt am Nachmittag ist er dort wunderbar durchweicht. Unterhalb der Seilbahnstation auf italienischer Seite finden wir im Nebel das Rifugio Oberto. Nach insgesamt 6 1/2 Stunden kommen wir dort an und werden freundlich empfangen - allzuviele Leute sind bis jetzt vom Bivacco Antigine wohl noch nicht gekommen, und schon gar nicht mit kleinem Kind.
wieder hoch Richtung Monte Moro |
Am Plateau: Spechhorn, P.Mondelli, Mondellipass |
vielsagender Wegweise (alle Beschriftungen sind leer) |
Rifugio Oberto |
Für Nina war diese Etappe ziemlich eintönig, weil sie wegen des tiefen Schnees kaum selber laufen konnte und daher die meiste Zeit in der Kraxe verbracht hat. In den Pausen konnte sie etwas an den großen Felsen herumkraxeln, und die Steinböcke waren natürlich auch eindrucksvoll.
Am Abend lösen sich die Wolken teilweise wieder auf, wir können vom Speisesaal aus die Monte Rosa-Ostwand in ganzer Pracht bewundern. Immerhin mussten wir über 20 Jahre auf diese Aussicht warten, nachdem wir (Claudia und Hartmut) die Wand 1991 durchstiegen hatten. Damals war es auf dem Rückweg über den Monte Moro schon zu wolkig gewesen, um die Wand aus angemessener Entfernung zu betrachten.
Gut geschlafen, auch wenn der Ofen im Nachbarraum einen ziemlichen Lärm gemacht hat. Allerdings hat er auch unsere durchweichten Schuhe wieder etwas getrocknet. Nina findet die Hütte, "wo man auch was kaufen kann", besser als das Biwak, zu dem man alles hochtragen musste.
Um sechs Uhr stehen wir auf, um uns den Sonnenaufgang an der Monte Rosa Ostwand anzuschauen. Natürlich ist es illusorisch, danach bis zum Frühstück nochmal ein oder zwei Stunden schlafen zu können.
Nach ausführlichem Frühstück starten wir gegen halb neun Uhr Richtung Joderhorn über das Pistengelände. Eine halbe Stunde zum Fuß des Gipfelaufbaus; Nina ist gut motiviert zum Klettern, auch wenn die sehr groben Blöcke das nicht einfach machen. Gurt und ein kurzes Seil haben wir ja dabei. Nach einer halben Stunde haben wir 50 Höhenmeter zurückgelegt, das Gelände wird einfacher - aber Nina klagt über kalte Füße. Leider ist es sehr schwierig, anständige Wanderschuhe in Größe 25 aufzutreiben. Diejenigen die wir haben, haben offenbar ein Dichtigkeitsproblem von vorne her. Jetzt in der Sonne, lassen sich die Füße wieder gut aufwärmen, aber ein Weitergehen im Schnee macht keinen großen Sinn. Ich gehe schnell auf den Gipfel und zurück (so war wenigstens einer oben), für den Abstieg kommt Nina dann in die Kraxe und wir klettern vorsichtig wieder ab.
Wir queren wieder hinüber zum Monte Moro ähnlich wie gestern, steigen vom Pass aus dann Richtung Mattmark ab. Die Nordseite bietet noch viele längere Schneefelder, erst im Tälliboden auf 2400 m wird das Terrain wieder kindgerecht. Ab hier kann Nina wieder selber laufen. Wir beobachten einen Hubschrauber, der Brückenteile nach oben fliegt - vermutlich zum Weg, der auf ca. 2500 m das Ofental mit dem Monte Moro verbindet. Bis zur Distelalp am Ende des Sees ist der Weg schmal und interessant (für Kinder), am See entlang wird es ein wenig zäh. Motiviert auch durch die Tunnels, schafft Nina die 6 Kilometer in etwa zwei Stunden und ist danach entsprechend müde.
Monte Rosa am Morgen | |
Aufbruch |
am Pass: Allalin, Täschhorn, Dom, Lenzspitze, Ulrichshorn, Egginer, Bietschhorn |
Monte Rosa, vom Joderhorn gesehen |
Die Füße sind inzwischen wieder warm |
Abstieg mit Kraxe in losem I-er Gelände |
Ab dem Pass geht es dann endlich bergab |
Joderhorn |
Stausee Mattmark |
Blick zurück vom Stausee auf Galmenhorn und Spechhorn |
Wieder auf dem Campingplatz, muss das Zelt sorgfältig verankert werden. |
Wir haben wieder auf dem gleichen Zeltplatz übernachtet wir zu Beginn. Für morgen ist Schlechtwetter angesagt, daher ist jetzt nur noch eine Tagestour drin. Ausnahmsweise entschließen wir uns, die Seilbahn nach Hohsaas zu benutzen. Diesen Sommer sind bei Übernachtungen im Saastal (fast) alle Bahnen inklusive, so dass das nichts extra kostet. Wir wandern von Hohsaas über die Weissmieshütte zum Kreuzboden, wo es einen sehr schönen Spielplatz gibt, der für eine gute Stunde Beschäftigung bietet.
"Früher" hätten wir das wahrscheinlich nicht so gemacht. Wahrscheinlich hat uns die Erfahrung der letzten drei Tage - mit über 20 kg Traglast in der Kraxe - gefügig gemacht für die Bergbahnindustrie. Einfacher war es so schon, mal schnell hoch auf 3100 m und dann gemütlich runterwandern. Zur Regel wollen wir es aber nicht machen, das eine Mal sollte also eher als Kompromiss dem Kind zuliebe zählen.
Hohsaas: Blick zum Weissmiess |
Fletschhorn und Lagginhorn |
an der Kletterwand am Spielplatz Längflue |
Kartenskizze |
Von Mattmark (gebührenpflichtiger Parkplatz 3 Fr./Tag, wenn man beim Restaurant parkt) über die Staumauer auf die Ostseite des Sees und bei der markierten Abzweigung ins Ofental aufwärts. Weiter ins Tal, den Wegweisern Richtung Jazzilücke/Antronapass/Furggstalden folgend. Die Abzweigungen nach rechts auf 2500 m (Wanderweg zum Monte Moro) und 2550 m (GTA-Route) lässt man rechts liegen, bleibt auf der nördlichen Seite des Bachs und steigt eine Geländestufe hoch. Bei 2721 m zweigt der Weg über die Jazzilücke links ab, während der Weg zum Ofentalpass geradeaus weitergeht (nur noch Wegspuren). Wir sind den steilsten Stellen kurz vor dem Pass etwas rechts ausgewichen, da noch sehr viel Schnee lag. Am Pass diverse große Steinmänner. Das Biwak erreicht man am besten, indem man von der Passhöhe etwas nach links aufsteigt und dann gerade quert, ca. 5 Minuten von der Passhöhe.
Vom Ofentalpass über den Vorgipfel P.2945 entlang dem Grat zum Gipfel. Schuttiges Gelände aus teils sehr großen Felsplatten. Durch den vielen Schnee musste man öfters in die Flanken ausweichen, die abenteuerlich lose sind. Ein Abstieg über den Ofentalgletscher (wie im SAC-Führer von 1993 vorgeschlagen) dürfte heutzutage kaum mehr lohnen, weil der Gletscher weit zurückgegangen ist und diverse Felsbänder freigelegt hat.
Biwakschachtel mit 12 Plätzen, kein Kocher, Matratzen und Decken vorhanden (Schlafsack aber besser mitnehmen).
Wasser gibt es bei warmem Wetter nahe des großen Steimanns am Pass.
Auf der Anstiegsroute des Vortags zurück bis "Sinkende Erde" (2570 m), dort auf die Südseite des Bachs queren. Die italienische Route ist rot/gelb markiert, sie windet sich den Felsrücken im Wesentlichen bei Koord E=642500 hoch.
Die Einzeichnung auf der LKS 1349 ist im Detail anscheinend nicht korrekt. Über teils verschneite Bänder erreicht man einen Ort oberhalb der Lücke P.2822 am Galmenhorn.
Auf der Südseite fanden wir ein Schneefeld vor, das einen ziemlich steilen Abbruch aufwies (>40°), der von oben schlecht einsehbar ist. Wir entschlossen uns, nach oben auszuweichen, was uns aber etwa 100 zusätzliche Höhenmeter eingebracht hat.
Zurückblickend von unserer Route war aber erkennbar, dass etwas unterhalb des steilen Schneefelds ein aperes Felsband hinübergeführt hätte. Es dürfte also besser sein, in die richtige Lücke 2822 am Galmenhorn abzusteigen und von dort zu erkunden, ob
man über die Felsen bzw. den Schutt schneefrei queren kann.
Die markierte Route verläuft danach auf 2840 - 2870 m, tendenziell leicht ansteigend. Nördlich des Pizzo Mondelli erreicht sie 2925 m, wo die "2900" in der LK25 eingezeichnet ist.
Bei 2890 m ist man am Fuß des Pizzo Mondelli, von dort kann man ihn leicht besteigen (s.u.).
Nun geht es runter zum Mondellipass, der zwei Einsattelungen hat. Die nördliche erreicht man, indem man all den Markierungen folgt. Ein richtiger Weg ist das nicht, aber auch nur maximal Fels I.
Vom nördlichen Mondellipass haben wir uns durch blau/weisse Markierungen verleiten lassen, westwärts zum Tällibodengletscher abzusteigen,
Richtiger wäre es wohl aber gewesen, die Felsen im Osten zu passieren und so zum südlichen Mondellipass zu gelangen.
Wie auch immer, anschließend quert man den oberen Tällibodengletscher auf ca. 2820 m leicht aufsteigend, bis man auf 2870 m auf die Hochfläche des Monte Moro gelangt.
Zum Rifugio Oberto kann man von dort aus auch direkt durchs Skigebiet absteigen, aber da wir im Nebel unsicher waren, hielten wir uns an die Madonna am Pass und sind dann von dort über die Seilbahnstation zur Hütte abgestiegen.
Vom Fuß des Berges (der "2" der "2958" auf der LK25) über schuttige Felsen ohne Probleme zum Gipfel.
Hütte des CAI Macugnaga mit 25 Plätzen, Tel. +39 0324 65544.
Freundlicher Hüttenwart, spricht gut Englisch. Prachtvolle Aussicht auf die Monte Rosa-Ostwand.
Halbpension 40 EUR für AV-Mitglieder incl. ÜN, Bier 4.50.
Der Ausgangspunkt liegt bei E=690960 / N=094400 auf ca. 2900m, die Route ist gut markiert. Über grobe, teils lose Platten geht es 50 HM steil aufwärts, dann neigt sich der Hang zurück und Wegspuren sind erkennbar. Ganz oben am Gipfelgrat nochmals kurze Kraxelei ähnlich wie unten.
Unter normalen Umständen dürfte man gut zwei Stunden vom Monte Moro bis Mattmark brauchen. Die Bänder im oberen Bereich waren bei unserer Begehung noch teils verschneit, was für Ende Juli eher ungewöhnlich scheint. Es sind gut 7 km Distanz, wobei die letzten 3.6 km ab der Distelalp ziemlich eben sind (Fahrweg).
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Letzte Änderung am Montag, 5. August 2013 durch Hartmut Bielefeldt