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Skitouren im Saastal
(unser Skiurlaub 1998)
Hartmut Bielefeldt, Claudia Bäumler, Marina Bäumler (nicht verwandt!), Christian Huber
Sonntag, 15. Februar 1998
Mittelrück (Almagellertal)
Viel gibt's nicht zu dieser Tour zu sagen... Es liegt einfach viel zuwenig Schnee.
Nach über einer Stunde (350 Höhenmeter) können wir endlich oberhalb
der Steilstufe des Almagellertals die Bretter anschnallen.
Noch ist es schattig (das Hotel Almagelleralp bekommt fast den ganzen Tag keine Sonne),
aber das ändert sich weiter oben. Die schwachen Winter der letzten Jahre haben ihre Spuren hinterlassen,
denn von der eingezeichneten Skitour (LKS 284S) auf den Mittelrück ist nichts mehr
vorhanden. Vor zwanzig Jahren mag das noch gegangen sein, heute fehlt aber ein gewaltiges Stück Gletscher, und die
nun dort liegende Felswand sieht nicht sehr einladend aus.
Auf dem Weg zum Mittelrück. Der Sattel liegt links außerhalb des Bildes. |
So ist unsere Skitour am Sattel auf 3230 m zuende, Von dort hat man immerhin eine schöne Aussicht
in die Ostwand von Mittelrück und Portjengrat, die fast durchwegs senkrecht nach Italien abbricht.
Die Abfahrtsgenüsse halten sich sehr in Grenzen, denn das bißchen Schnee, das noch zu finden ist, ist natürlich nachmittags um
drei herrlich aufgeweicht. Erstaunlicherweise kann man einen großen Teil des Weges am Taleingang abfahren, so daß es nur ein Stündchen von der Alp
bis Almagell dauert. Insgesamt waren wir acht Stunden unterwegs, und wir haben das ganze Almageller Tal für uns alleine gehabt. |
Montag, 16. Februar 1998
Piste in Saas Fee
Wir haben uns eine Zweitageskarte "Saas" gekauft, denn da ist der Postbus dabei (wir wohnen in Saas Grund). Im Gegensatz zum gestrigen völlig einsamen Tag
sind wir heute nicht gerade alleine, von der Gemütlichkeit der berstend vollen Seilbahn und Metro Alpin bis zu den üblichen Begleiterscheinungen der
Pisten-Skifahrerei, d.h. herumliegende Snowboarder meist dort, wo wirklich kein Platz ist; sich lindwurmartig talwärts wälzende Skikurse, die ihre
stilistischen Versuche über die gesamte Pistenbreite verteilen; viel problematischer als letztere aber die Möchtegern-Schumachers (oder hab' ich da was verwechselt?), die
in irrwitzigem Tempo jenseits jeder Skibeherrschung die Piste herunterrasen, nur mit dem Glück daß ihnen zufällig keiner im Weg steht.
Trotzdem, ein Tag auf der Piste ist auch mal ganz nett, denn da ist das Skifahren natürlich meist erheblich einfacher als im
"richtigen" Gelände.
Dienstag, 17. Februar 1998
Allalinhorn (4027 m)
Allalinhorn, von der Station Mittelallalin gesehen |
Den zweiten Tag unseres Zweitages-Skipasses nutzen wir "gemischt", d.h. erst mal "quasi-alpinistisch". Eine richtige Bergtour kann
man die Besteigung des Allalinhorns (4027) vom Skigebiet aus nicht unbedingt nennen. Die jetzige Route führt recht nah am Berg um die Ecke, wo eine kleine Spalte überwunden werden muß.
Kein Problem, außer es fallen einem gerade dort die Felle von den Ski. Zu Fuß ist es aber nur unwesentlich langsamer, und spätestens ab dem Feejoch (3829 m) muß man sowieso zu
Fuß gehen. Ab dort gibt es streckenweise Blankeis. Im Mitte Juli 1995 waren Claudia und ich mal (zu Fuß) das Couloir vom Mellichgletscher hochgekommen, und nach meiner Erinnerung
gab es damals erheblich mehr Schnee. |
Gipfelgrat des Allalinhorns. Das Kleine links der Bildmitte ist das Stellihorn. |
Mit Steigeisen ist es aber auch heute kein Problem, und wir sind genau zwei Stunden nach Verlassen der Piste auf dem Gipfel. Eine wunderbare Rundumsicht auf -zig Viertausender,
nur ist es ein wenig windig. Wir bedanken uns daher bei den Architekten des Allalinhorns dafür, daß sie
etwas östlich des Gipfels so eine schöne windgeschützte Mulde eingebaut haben.
Eine weitere Stunde später sind wir wieder zurück im Skigebiet, und den Rest des Tages verbringen wir wie den gestrigen auch schon.
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Mittwoch, 18. Februar 1998
Stellihorn (3436 m)
Seit ich es vor dreizehn Jahren zum erstenmal gesehen habe, übt das Stellihorn eine gewisse Faszination auf mich aus.
Zwar kann es sich nicht mit den Viertausendern auf der anderen Talseite messen, aber immerhin ist es mit Abstand der höchste Berg in dieser
recht einsamen Berggruppe südöstlich des Mattmark-Stausees. Wenn man ins Saastal herauffährt, sieht man es schon von Stalden aus. Aus dieser Perspektive
erscheint es als perfektes Dreieck, sozusagen der Inbegriff von "Berg".
Kurz vorm Stellipass, der Gipfel ist hinten links |
Es gibt zwei Skitouren aufs Stellihorn; die Standard-Route folgt dem Mattmarksee westlich bis zum Ende und erreicht von dort in einer langen Kurve den Gipfel. Die zweite Option
- direkt von Eiu über die Hänge östlich des Tals - ist sehr lawinengefährdet. Aber das braucht uns in einem derart schneearmen Winter, wo die Lawinengefahr schon
allgemein auf "gering" gesunken ist, nicht zu kümmern. So beginnen wir kurz vor acht Uhr morgens in Zermeiggern, um nach vierzig Minuten
von der Straße nach links in teilweise sehr steile Hänge aufzusteigen. Nach langen Querungen mit etlichen Graten und Couloirs erreichen wir mittags um eins den
Stellipass, 3038 m. Von hier folgen wir links dem Gletscher, bis es für die Ski zu steil wird. Teils nach rechts zum Grat querend, teils über den steilen Gletscher
direkt aufsteigend, erreichen wir um halb drei den Gipfel.
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Der Monte Rosa ist zum Greifen nah |
Da haben wir auch schon für beträchtliche Unruhe gesorgt: Durch unseren offensichtlich ganz und gar ungewöhnlichen Besuch dieses
Berges haben wir die jungen Steinböcke von hier oben zum Vorgipfel vertrieben. Auf diese Distanz gucken sie aber nur neugierig. Verständlich, denn was werden wir
wohl schon da oben wollen?
Die Aussicht ist großartig - man hat von hier einen ganz besonders guten Einblick in die Monte Rosa-Ostwand (die haben Claudia und ich 1991 live erlebt).
Der restliche Ausblick ist natürlich auch nicht schlecht, die Poebene direkt im Süden bietet einen schönen Kontrast zu all den Bergen um uns herum.
Gegenüber den mickrigen zwei Stunden gestern zum Allalinhorn ist das hier wenigstens eine richtige Skitour. Und sie ist ja noch nicht zuende.
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'Abfahrt' vom Stellihorn Richtung Mattmark |
Der Weg zum südlichen Ende des Mattmark-Stausees muß schließlich erst mal gefunden sein. Zum Glück müssen wir nur ganz vereinzelt
übers Gras laufen, meist hat es doch noch etwas Schnee. Die Querung entlang des Sees ist mit einigen Gegensteigungen gespickt. Zum Glück hat es so wenig Schnee, daß
der südliche Tunnel begehbar ist, sonst hätten wir 100 Höhenmeter obenherum gemußt. So ist es nur ein Eiertanz im vollständig vereisten Tunnel - so was
Spiegelglattes haben wir kaum irgendwo erlebt. Mittendrin vier riesige Eiszapfen von 1/2 Meter Durchmesser. Der nördliche Tunnel ist sogar von einer Pistenraupe passiert worden,
ab hier haben wir also vorgefahrene Bahnen. Für die 7 km von Mattmark nach Zermeiggern brauchen wir 15 Minuten, und das ist auch bitter nötig, denn
inzwischen ist es 18.05, und um halb sieben machen die Geschäfte zu und wir würden heute abend Kohldampf schieben.
Es erübrigt sich fast zu sagen, daß wir bei dieser Tour nur bei Eiu zwei Leute getroffen haben, die wohl gerade an der Wasserleitung gearbeitet haben. Den Rest des Tages waren
die Steinböcke unsere einzige Gesellschaft. |
Donnerstag, 19. Februar 1998
Piste in Hohsaas
Gegenüber Saas Fee ist das sicher eher die Billig-Preis-Variante, aber auch hier kann man gut auf seine Kosten kommen.
Das Wetter ist natürlich immer noch schön, wahrscheinlich zum Leidwesen aller Liftbetreiber, die das Weiße Etwas mehr und
mehr schwinden sehen. Die Talabfahrt nach Saas Grund ist - fast ein Wunder - trotz einiger steiniger Stellen ganz passabel befahrbar.
Freitag, 20. Februar 1998
Versuch am Alphubel
Für den Alphubel lohnt sich eine Tageskarte nicht, weil man ja die meiste Zeit noch mit dem
Aufstieg beschäftigt ist. Also einfache Fahrt nach Längflue und von dort zu Fuß weiter. Der Rest ist wieder schnell
erzählt: Die Spalten sind so schwach überdeckt, daß der Weg über die große Gletscherrampe
kaum zu machen ist. Auf 3450 m geht's im Spalten-Wirrwarr nicht weiter. Wir fahren also gemütlich wieder ab und durchs Skigebiet nach Saas Fee
herunter.
Samstag, 21. Februar 1998
Brudelhorn (2791 m, Oberwallis)
Da wollte ich schon immer mal hin, damit ich mit meiner ewigen Bruddelei mal richtig aufgehoben bin.
Der Hintergrund zu dieser Tour ist, daß für das Wochenende schlechteres Wetter von Westen angesagt ist. Den Mont Blanc können wir
da erst mal vergessen, wir backen also kleinere Brötchen und gucken, was so am Wege liegt. Aufs Brudelhorn geht man von Geschinen aus, erst
recht wüst durch dichten Wald, weiter oben werden die Hänge weiter. Das Wetter ist zwar nicht mehr völlig sonnig, aber noch ganz nett.
Und 1400 Meter sind's auch gewesen.
Praktische Hinweise
Routennummern beziehen sich auf den SAC-Führer "Alpine Skitouren 3, Walliser Alpen" (1991). Die passende Landkarte ist die LKS 284S "Mischabel".
- Skigebiet Saas Fee
Saas Fee ist auf dem WWW unter http://www.saas-fee.ch zu finden
(Wer hätte das gedacht..). Preise für Skipässe und einen mehr
oder weniger brauchbaren Pistenplan findet man dort auch.
Die Tageskarte kostete im Winter 97/98 56 Franken. Da wir in Saas Grund gewohnt haben, hat sich für uns der Zweitages-Skipass Saas gelohnt,
der alle Skigebiete in Saas und auch den Bus enthält (SFr. 102.-). Der Parkplatz in Saas Fee ist
astronomisch teuer (SFr 13.-/Tag).
Nach anderthalb Tagen im Skigebiet ist auch in Saas Fee der Reiz des Neuen langsam erschöpft.
Die einfache Fahrt nach Felskinn oder Längflue kostet Fr. 23.-, nach Mittel Allalin Fr. 44.-.
- Skigebiet Hohsaas (Saas Grund)
Die Halbtageskarte hat Fr. 26.- gekostet. Ein Nachmittag dürfte auch halbwegs ausreichend sein, um das meiste gesehen zu haben.
- Mittelrück
Siehe oben. Existiert als Skitour nur noch teilweise. Route 599 im SAC-Führer.
- Stellihorn
Die Route von Eiu ist nur bei völlig sicheren Verhätnissen anzuraten. Wenn da nur ein bißchen zu viel Schnee liegt,
geht's in diesen Hängen wirklich ab!
Der Rückweg über den Mattmark-See ist recht länglich. Die ganze Tour umfaßt etwa 1800 Höhenmeter von Zermeiggern aus. Route 593 (Aufstieg) und 592 (Abfahrt) im SAC-Führer.
- Allalinhorn
Obwohl es nur zwei Stunden von den letzten Skiliften aus sind, bietet die Route immerhin einige Löcher. Wer
alpine Umgebung nicht gewöhnt ist, findet also reichlich Gelegenheit zum Einlochen.
Der Gipfelhang ist auch nur was für Leute, die sich auf 24 Zacken vernünftig bewegen können.
Abgesehen davon bleibt natürlich jedem selbst überlassen, wie weit das nun eine richtige Skitour ist. Ich war schon zweimal
über andere Routen aufs Allalinhorn gestiegen, da kann ich mir auch mal so einen Vormittagsspaziergang leisten. Für die leichte Erreichbarkeit war
übrigens erstaunlich wenig los. Route 572 im SAC-Führer.
- Alphubel
Von Längfluh führt ein langer Skilift nach hinten, an dessen Ende wir versucht haben, auf die mittlere Gletscherrampe zu kommen.
Es dürfte besser sein, gleich an der Bergstation der Seilbahn nach rechts auf die Rampe zu gehen. Route 575 im SAC-Führer.
- Brudelhorn
Landkarte: LKS 265S, die Tour ist dort eingezeichnet. Es düfte Geschmackssache sein, ob man oben eher rechts in den Flanken geht oder
eher im Talboden (etwas Umweg). Mich haben die steilen Hänge am rechten Rand manchmal etwas genervt. Die Abfahrt ist im unteren Bereich
geprägt von der innigen Umarmung aller Bäume, die zufällig im Weg stehen. Manchmal findet man das eine oder andere Schneefeld, das
man einigermaßen herunterfahren kann. Route 741 im SAC-Führer.
Anmerkungen
Die "Bruddelei" kommt aus dem Schwäbischen und heißt soviel wie (abgeschwächtes) Nörgeln oder Granteln. Das
tue ich natürlich nur ganz selten.
© 1998 Hartmut Bielefeldt
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Letzte Änderung am Freitag, 9. August 2002 durch Hartmut Bielefeldt
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