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Zum Ende der Nachmonsun-Saison 2002 gab es 1659 Besteigungen des Mount Everest. Obwohl der der Höchste ist und daraus einige schwerwiegende Probleme entstehen, die es an "niedrigen" Achttausendern nicht gibt, ist der Mount Everest damit der meistbestiegene Achttausender. Selbst der Cho Oyu zählt etwa 20% weniger Besteigungen.
Wir möchten hier einige Aspekte der Route über den Nordgrat herausarbeiten:
Einschließlich der Nachmonsun-Saison 2002 zählte die Nordroute 524, die Südroute 988 und die anderen Routen am Berg 147 erfolgreiche Besteigungen. Die Verteilung zwischen Süd- und Nordseite war aber einem deutlichen Wandel unterworfen, der u.a. politische Gründe hatte. |
Wie man dem Vergleich der erfolgreichen Besteigungen (auf allen Routen) entnehmen kann, findet die Mehrzahl der Besteigungen in der Vormonsun-Saison statt. Dass im Nachmonsun weniger Bergsteiger den Gipfel erreichen, kann zwei Gründe haben: (a) schlechtere Chancen (b) weniger Expeditionen am Berg Beides hat miteinander zu tun: Die Temperaturen sind niedriger, die Tage kürzer, und das Ende des Monsuns kann in manchen Jahren vier Wochen länger auf sich warten lassen als in anderen. Daher sind weniger Expeditionen unterwegs, und insgesamt kommen weniger Leute auf den Gipfel. In wieweit die Erfolgsquote schlechter ist, lässt sich kaum sagen, denn es gibt keine Daten über die potentiellen Besteiger, sondern nur über die erfolgreichen Besteigungen. Ohne die genaueren Gründe hier weiter beleuchten zu wollen, scheint der Vormonsun also generell besseren Erfolg zu versprechen. |
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Für die Jahre von 1990 bis 2002 haben wir die Anzahl der Gipfelerfolge nach Tagen im Vormonsun analysiert. Die Grafik zeigt das Ergebnis für die Nord- und die Südroute. Die besten Chancen scheinen also um Mitte Mai zu bestehen. Eigenartigerweise gibt es auf der Südroute eine starke Konzentration auf wenige Tage, während die Erfolgstage im Norden gleichmäßiger verteilt sind. Das kann aber damit zusammenhängen, dass auf der Nordseite mehr kleinere Expeditionen unterwegs sind, und die meist großen, "geführten" Expeditionen auf der Südseite einem gewissen Herdentrieb unterliegen. |
Von den 1659 erfolgreichen Besteigungen bis Ende 2002 waren (nur!) 79 durch Frauen. Die Grafik rechts zeigt die Verteilung nach Nationalitäten. Ohne künstlichen Sauerstoff waren Lydia Bradley (1988, NZ), Alison Hargreaves (1995, GB) und Francys Arsentiev (1998, USA) auf dem Gipfel. Sechs Frauen waren zweimal auf dem Gipfel. |
107 Besteigungen fanden ohne künstlichen Sauerstoff statt.
8 Besteiger kamen nicht zurück (2 auf der Südroute, 3 auf der Nordroute, 3 auf anderen Routen). Das sind also 7%.
Dagegen kamen bei den 1552 Besteigungen mit künstlichem Sauerstoff 33 Menschen auf dem Rückweg ums Leben (18 auf der Südroute, 12 auf der Nordroute, 3 auf anderen Routen) - also 2%.
Es gibt keine Statistik darüber, wieviele Versuche ohne künstlichem Sauerstoff tragisch endeten. Die Zahlen der Besteiger legen jedoch nahe, dass ein grundsätzlicher Verzicht auf Flaschensauerstoff das Risiko deutlich erhöht.
Das ist eine schwierige Frage, die sich auch schwerlich statistisch untermauern lässt. Viele bergsteigerisch völlig Unbedarften waren erfolgreich - Anfängerglück, oder gute Planung ? Viele bekannte Bergsteiger, oft mit mehrfacher Everest-Expeditionserfahrung, sind dort umgekommen - übertriebener Ehrgeiz, oder einfach Pech ?
Leider gibt es immer wieder Unglücke am Everest. Da es keine Statistik über die Zahl der Everest-Aspiranten gibt, sondern nur über die Gipfelbesteigungen, kann man keine "Unfallwahrscheinlichkeit" angeben. Angesichts der Vielfalt der Unglücksursachen wäre das auch nicht sehr sinnvoll. Immerhin: Trotz einzelner Ereignisse wie dem 1996er Disaster nehmen die Unfallzahlen, gemessen an den erfolgreichen Besteigungen, im Lauf der Jahre stetig ab.
Die unfallträchtigsten Orte am Mount Everest sind der Khumbu-Eisbruch, die Lhotse-Flanke und die Nordseite des Nordsattels. An diesen Orten gab es mehrfach Lawinenunfälle, die bis zu sieben Tote forderten - häufig Sherpas beim Lastentragen oder Absichern der Route.
Wie weit die Unfälle von 1922 am Nordsattel für die heutigen Verhältnisse relevant sind - bei wahrscheinlich völlig veränderten Eisverhältnissen und auch veränderter Sicherungstechnik - muss offen bleiben.
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Von den 59 Besteigungen durch Deutsche, Schweizer und Österreicher fanden 7 ohne künstlichen Sauerstoff statt: Peter Habeler, Hans Engl, Erhard Loretan, Jean Troillet, Jörg Stingl, Theo Fritsche, Stefan Gatt.
Hannelore Schmatz starb auf dem Rückweg an Erschöpfung.
Datengrundlage: Peter Gillman, "Everest, 70 Jahre menschliches Wagnis", Berg-Verlag, ISBN 3-7634-1171-2.
Die Daten über die Gipfelbesteigungen sind der zweiten Auflage entnommen und reichen bis einschließlich Vormonsun 1998. Ergänzungen stammen aus der Liste von AdventureStats.
Die Daten der Besteiger sind vollständig bis Ende 2002.
Die Daten der am Berg Verunglückten sind vollständig bis 31. Dezember 1992; für den Zeitraum von Januar 1993 bis Mai 1998 liegen nur Daten über die verunglückten Gipfelbesteiger vor. Für Nachmonsun 1998 bis Ende 2002 liegen keine verlässlichen Daten über die Unfallzahlen vor.
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Letzte Änderung am 24. März 2003 durch Hartmut Bielefeldt